Resilienzbonus

Resilienzbonus für die Solarindustrie - Definition und Hintergründe    

Um den Verkauf von europäischen Solarmodulen zu fördern und damit die Abhängigkeit von chinesischen Importen einzudämmen, möchte die Bundesregierung einen sogenannten Resilienzbonus einführen. Doch weder Solaranbieter noch Politik sind sich einig, ob das sinnvoll ist. Wir zeigen, was das genau bedeutet und wer sich wieso dafür oder dagegen ausspricht.  

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach schon Ende des letzten Jahres davon, wie wichtig es sei, die heimische Solarindustrie zu stärken. Nur so könne man sich unabhängiger von China machen. Denn aktuell ist der deutsche Solarmarkt nicht wirklich wettbewerbsfähig gegenüber dem großen asiatischen Markt. Immerhin kommen mehr als 80 Prozent aller in Deutschland verkauften Solarmodule von dort.

Was ist der Resilienzbonus?

Der sogenannte Resilienz-Bonus, soll den deutschen Markt widerstandsfähiger machen. Das bedeutet konkret, dass es für Solaranlagen auf Privatdächern bis zu 3,5 Cent mehr Vergütung pro Kilowattstunde geben soll. Bei größeren Anlagen soll es spezielle Ausschreibungen nur für europäische Module geben. Diesen Bonus möchte Habeck im Solarpaket I des neuen EEG verankern. Mit der höheren Vergütung werden dann jene Anlagenbesitzer belohnt, die sich für deutsche anstatt chinesische Solarprodukte entscheiden. Das soll wiederum den deutschen Markt ankurbeln. 

Immerhin kommen mehr als 80 Prozent aller in Deutschland verkauften Solarmodule von dort. Deutsche Module erfüllen wichtige Ansprüche: Sie sind weniger von Giftstoffen belastet, besitzen einen höheren Wirkungsgrad, sind deshalb aber um einiges teurer als chinesische Module.

Im Fokus stehen deshalb einige Förderprogramme, die die deutsche Solarindustrie stärken sollen. 

 

Wie ist die aktuelle Lage?

Auch der Bundesverband Solarwirtschaft hält einen Resilienzbonus für wichtig und fordert von der Bundesregierung im Rahmen des Solarpaket 1 Resilienz-Boni und -Ausschreibungen einzuführen. Immerhin machen die Chinesen mit billigen Modulen seit Jahren ein großes Geschäft in Europa. Schließlich müssen sämtliche europäische Solarhersteller Zölle auf Nicht-EU-Komponenten zahlen, während chinesische Modulanbieter zollfrei in die EU liefern dürfen. Das beklagt Anne Eibisch, Stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Mitglied der Tarifkommission beim Solarhersteller Meyer Burger. 

Während die Grünen und einige Modulhersteller den Bonus im Solarpaket verankern möchten, hatten FDP und einige andere Photovoltaikunternehmen was dagegen.

 

Wer ist gegen den Bonus?

Solarunternehmen wie Enpal, Energiekonzepte Deutschland (EKD), 1Komma5grad und Zolar sprechen sich gegen diese Förderung aus. Lieber wäre ihnen eine Einführung von staatlichen Ausschreibungen, die es speziell für die Anschaffung von großen Photovoltaik-Anlagen geben soll.

Auch die FDP äußerte Bedenken.

 

Diese Parteien sprechen sich gegen den Bonus aus 

Würde der Resilienzbonus, wie ihn sich Habeck wünscht, im EEG verankert werden, ergeben sich laut einem Artikel des Spiegels bis zu 880 Millionen Euro Mehrkosten. Zudem bestünde die Gefahr, dass der Verkauf deutscher Module kurzzeitig zurückgeht, weil Kunden erst auf den Bonus warten wollen, ehe sie kaufen. Besser wäre es laut den Gegnern, die Produktion der Komponenten anzukurbeln. Ansonsten würde zwar die Nachfrage nach deutsche Modulen steigen, die Produktion aber viel zu langsam und klein bleiben, weil Rohstoffe für Wafern, Ingots und Zellen nicht verfügbar sind. In erster Linie wäre es also wichtig, einer Überlastung vorzubeugen. 

So argumentieren Habecks Unterstützer

Es gibt neben den Gegnern auch einige Befürworter aus den Reihen der Modulhersteller

  • E3/DC, Fenecon, Fronius 

  • Kaco, Kostal, Otovo 

 

Sie fordern von der Bundesregierung sowohl Resilienz-Boni als auch -Ausschreibungen mit dem Solarpaket I einzuführen. So eine Belohnung für die Kaufentscheidung der Kunden würde auch der Produktion zugutekommen. Immerhin könnte man durch den steigenden Umsatz auch die Produktion von Polysilizium, Wafern, Solarglas, Zellen, Modulen und Wechselrichtern in Europa steigern.

Fazit

Robert Habeck wollte den Aufbau neuer Produktionskapazitäten für Photovoltaik ursprünglich mit 1,3 Milliarden Euro fördern. Allerdings fallen diese finanziellen Mittel durch einen Haushaltskompromiss der Ampel weg. „Das Programm ist geschmälert. Das ist schmerzhaft, aber wir arbeiten an Lösungen außerhalb des Klima- und Transformationsfonds, um da noch was zu verbessern“, sagte Habeck. Stattdessen sollen deutsche Hersteller nun die eigenen Produkte offensiver vermarkten. „Gut wäre es, wenn die Anbieter von Solarpaneelen eine Kampagne starten und spezielle Angebote für deutsche Produkte machen.“, so der Ministerpräsident.
Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob es nicht in erster Linie sinnvoller wäre, die Einfuhr chinesischer Module ordentlich zu besteuern und hiesige Hersteller zu unterstützen.

Über den Autor

Peter Knuth

Geschäftsführer von enerix

Als Experte auf dem Gebiet nachhaltiger Energie unterstützt Peter Knuth seit 2007 Hausbesitzer auf dem Weg zur unabhängigen Energieversorgung.

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